Fahrradhelden

Ein Fahrrad verändert alles!

Ein Interview mit Kristina Jasiunaite über Vorbilder auf zwei Rädern, Mobilität auf dem Land und wie ein Fahrrad ein Leben verändern kann

Kristina Jasiunaite Portrait

Kristina Jasiunaite ist Europa-Geschäftsführerin von World Bicycle Relief. Diese internationale Entwicklungsorganisation hat bereits mehr als eine halbe Million Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika mit einem Fahrrad mobil gemacht. Grund genug, Kristina Jasiunaite den Titel JobRad-Fahrradheldin zu verleihen. Ein Interview mit Kristina Jasiunaite über Vorbilder auf zwei Rädern, Mobilität auf dem Land und wie ein Fahrrad ein Leben verändern kann.

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Frau Jasiunaite, was ist das Ziel von World Bicylce Relief?

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Unsere Vision ist eine Welt, in der Entfernung kein Hindernis für Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung ist. Für Millionen Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika sind die Füße oft das einzige Fortbewegungs- und Transportmittel. Täglich legen sie lange Wege per pedes zurück. Die von uns entwickelten Buffalo-Bikes sollen zur Lösung dieses Problems beitragen.

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Was ist das Besondere an einem Buffalo-Bike?

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Unser Buffalo-Fahrrad ist, wie der Name sagt, so stark wie ein Büffel. So muss es auch gebaut sein, damit es möglichst lange auf holprigen Straßen und Schotterpisten in Afrika, Asien und Lateinamerika fährt. Mit einem Buffalo-Bike kann man außerdem bis zu 100 Kilogramm auf dem stabilen Gepäckträger transportieren. Von uns ausgebildete Fahrradmechaniker und -mechanikerinnen warten die Räder vor Ort und stellen so die Nachhaltigkeit des Programms sicher. Was mir Mut macht: Jedes Buffalo-Fahrrad verändert das Leben eines Menschen in Entwicklungsländern.

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Können Sie ein Beispiel geben?

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Lassen wir zunächst die Zahlen sprechen: Mit einem Fahrrad kommt man in einer Stunde vier Mal so weit wie zu Fuß. Und man kann fünf Mal so viel transportieren. Wir haben fast 600.000 Menschen mit Buffalo-Rädern ausgestattet. Es gibt also unzählige Geschichten zu erzählen. Ich möchte die des Mädchens Melanie aus Sambia teilen, denn sie ist sehr typisch für das ländliche Afrika: Seit Melanie ein Buffalo-Bike hat, radelt sie neun Kilometer zur Schule und zurück, statt zu Fuß zu gehen. Beim zweimal täglichen Wasserholen ist sie ebenfalls viel schneller und effizienter. So spart Melanie Zeit und Kraft für die Hausaufgaben, die sie noch bei Tageslicht erledigen kann. Denn Strom gibt es in Melanies Hütte nicht. Mich berührt diese Geschichte, denn sie zeigt, dass ein einfaches Fahrrad genügt, um Entwicklung voranzutreiben. Außerdem ist dieses Transportmittel so effektiv und klimaschonend wie kein anderes.

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Was kostet ein Buffalo-Fahrrad?

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Mit einer einmaligen Spende von 134 Euro kann man ein Buffalo-Fahrrad finanzieren. Es gibt auch die Möglichkeit, in der Firma oder in der Familie eine Spendenaktion zu veranstalten und mehrere Buffalos zu spenden. Regelmäßige Spenden, wie die von JobRad, erzielen ebenfalls eine große Wirkung.

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Wie kann man World Bicycle Relief noch unterstützen?

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Stellen Sie sich ein Leben auf dem Land vor – ohne Autos, öffentliche Verkehrsmittel und ohne Fahrrad. Sie kämen nicht oder nur mit großer Mühe zur Schule und zur Arbeit, könnten nur das transportieren, was Sie tragen können, könnten sich nicht fortbilden! Sie helfen uns, wenn die Geschichte von Melanie und damit unsere Arbeit möglichst viele Menschen erreicht. Also, weitererzählen! Mit Fahrrädern können wir das Leben von Millionen Menschen verbessern!

Kristina Jasiunaite

Quelle: World Bicycle Relief

Wir haben fast 600.000 Menschen mit Buffalo-Rädern ausgestattet

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Kristina Jasiunaite
Kristina Jasiunaite ist seit 2011 Europa-Geschäftsführerin von World Bicycle Relief (WBR). WBR wurde 2005 in Chicago gegründet und verbindet nachhaltige Entwicklungsprogramme mit einem sozial-unternehmerischen Ansatz. Einerseits bekommen Schülerinnen und Schüler sowie Menschen im Gesundheitswesen die Räder durch Spenden finanziert zur Verfügung gestellt. Die Menschen, die sich ein Rad leisten können, können es käuflich erwerben. JobRad unterstützt World Bicycle Relief mit regelmäßigen Spenden.
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Was bedeutet Fahrradfahren für Sie?

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Ich liebe das Fahrradfahren. Ich bin in Litauen auf dem Land aufgewachsen und weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Fahrrad alles verändert. Heute besitze ich vier Fahrräder.

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Wenn morgen früh eine Fahrrad-Fee in Ihrer Kaffeetasse sitzen würde, was würden Sie sich wünschen?

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Ich würde die Fee bitten, allen Autofahrern einzuflüstern, dass die Straßen für alle da sind.

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Frau Jasiunaite, herzlichen Glückwunsch zum Titel JobRad-Fahrradheldin. Wer ist für Sie eine Fahrradheldin/ein Fahrradheld?

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Vielen Dank für diesen Titel! Allerdings fühle ich mich gar nicht als Heldin. Diese Auszeichnung haben ganz andere verdient: Zum Beispiel die unzähligen Krankenpflegerinnen, die in ländlichen Gebieten Afrikas kilometerweit mit ihren Buffalos durch den Sand radeln, um Patienten in abgelegenen Dörfern zu erreichen, sie zu pflegen und aufzuklären. Sie sind die wahren Fahrradheldinnen.